Bücher - Autoren

Ingo Petz

Italien, Frankreich und Spanien fand der Journalist Ingo Petz als Reiseländer schon immer langweilig. Zu viel Sonne, zu viele Strände, zu viel Feinschmecker-Romantik. Also suchte er nach Alternativen, die wenig bis gar nicht in Hochglanzkatalogen und gewöhnlichen Gesprächsrunden stattfanden. Doch als ob Russland und Weißrussland, über das Petz als Korrespondent u. a. für die Süddeutsche Zeitung berichtet, diese Kriterien nicht schon genug erfüllten: Es musste noch exotischer im Sinne von unbekannter, grauer, schwieriger sein. Er reiste nach Aserbaidschan.
Mit der Zeit entstand die Idee, ein Buch über die postsowjetische Republik am Kaspischen Meer zu verfassen. Die Idee war gut, denn über das kleine Land am Kaukasusrand weiß man in Deutschland so gut wie nichts. Umso überraschter wird der Leser sein, wie viel Deutsches hingegen in Aserbaidschan zu finden ist - echte Schwarzwälder Uhren zum Beispiel. Derweil befindet Petz sich eigentlich auf der Flucht vor dem Deutschen. Dem einen oder anderen Leser mögen seine allgemeinen und zuweilen arroganten Meinungen über Aldi-Suppen und deutsches Gejammere sogar zu weit gehen. Doch vielleicht sollte man ihn diesbezüglich einfach nicht allzu ernst nehmen, politisch korrekt sind ohnehin auch andere Nationen und Themen betreffende Kommentare nicht.
Andererseits ist das Buch mit dem gewöhnungsbedürftig grell-pinken Umschlag an vielen Stellen sehr komisch. Und zugleich melancholisch. Kurz gesagt eine Mischung, die nach Petz? Ansicht das typische Gefühl des Reisens durch den postsowjetischen Raum sehr gut trifft. Was jedoch etwas zu kurz kommt, sind konkretere Informationen über das Land selbst. In einem Interview bestätigt Petz es selbst: ? Letzten Endes ist es weniger ein Buch über Aserbaidschan geworden als viel mehr ein Buch über einen Deutschen, der dort unterwegs ist, und auf seltsame Dinge trifft, die ihn verwirren, manchmal umhauen oder einfach oft sprachlos machen. ? - Christian Haas