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A. Gothe

Peinlich ist dem Vorstand der condomi A G ihr Geschäft nicht. Im Gegenteil, sie sind stolz darauf, was sie geleistet haben. Zu Recht, wenn man sich das rapide Wachstum ihres Unternehmens ansieht - das es nicht nur Aids verdankt, sondern auch einem kecken Marketing. Nullkommasechs Millimeter ist eine launig erzählte Gründerstory mit den bewährten Zutaten: Wie die Idee entstand, wie man Hindernisse bewältigte, wie man kräftig expandierte und neue Werbegags ersann. Nur, dass condomi, im Gegensatz zu den meisten anderen Firmen, schon immer auch Probleme mit empörten Moralaposteln hatte. Und dass es eben um ein ganz besonderes Produkt geht.
Spannend ist aber nicht nur, was die Akteure von den ups and downs des pfiffigen Unternehmens zu erzählen haben. Interessant ist auch die deutsch-deutsche Geschichte, die sich darin entfaltet: Als die Kölner Firma nicht lange nach der Wende ein Werk in Erfurt übernahm, bahnte sich ein klassischer Ost-West-Konflikt zwischen den jungen Wessis voller Ideen und dem Personal der alteingessenen Kondomfabrik an. Wie man diese kulturellen Probleme in den Griff bekam, ist eine lohnende Lektüre. Und nicht zuletzt erfährt man in Nullkommasechs Millimeter so manch Wissenswertes und Pikantes über die Geschichte des Kondoms und die Kunst, ein hauchdünnes Latexprodukt herzustellen, dessen Versagen erhebliche Folgen haben könnte.
Dass das Buch von vier der Hauptakteuren, einem der Gründer und anderen Schlüsselfiguren des Unternehmens, erzählt wird, ist gleichzeitig eine Stärke und eine Schwäche. Eine Stärke, weil die unterschiedlichen Perspektiven das Buch bereichern, eine Schwäche, weil es leider doch so manche Überschneidungen gibt in dem, was erzählt wird. -Sylvia Englert