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Annie Proulx

An einem typisch-trüben Novembertag reitet Wildhüter Creel Zmudzinski von der Jagd- und Fischereiaufsicht Wyoming durch sein Arbeitsgebiet. Wie schon öfters zuvor stellt er ein paar Wilderer, von denen einer sogar ein Geistlicher ist. Vielleicht ist das der Grund, warum der sündige und keineswegs reuige Schwarzjäger, als er, den Wildhüter verfluchend, auf den Boden stampft, buchstäblich in der Hölle versinkt: Die Erde tut sich auf, ein glühend heißer Schlund verschluckt den Mann, die Erde schließt sich wieder. In der Folge wird der Höllenschlund in Annie Proulx? gleichnamiger Erzählung für alle Forsthüter zum moralischen Richter der Verfehlungen uneinsichtiger Menschen gegenüber der Natur: bis das zuständige Forstamt wegen des zunehmenden Verkehrs an dieser Stelle auf die Idee kommt, genau dort einen Parkplatz zu errichten - und der Ort ökologischer Gerechtigkeit durch eine Bausünde buchstäblich wieder im Nichts versinkt. Hinterland der inzwischen 70-jährigen Autorin Annie Proulx ( Schiffsmeldungen, Das grüne Akkordeon, Mitten in Amerika) versammelt elf doppelbödige, teils diabolisch gute Geschichten über das Leben im amerikanischen Westen, über eine unwirtlich-grandiose, von Orkanen heimgesuchte und von der Sonne ebenso wie von Industriegiften ausgemergelte Landschaft, die bisweilen einen ganz eigenen, teuflischen Zauber entwickelt - und über die bisweilen spleenigen Menschen, die in der schier unendlichen Weite Wyomings ihr Dasein fristen.
Bereits in Weit draußen hatte Proulx bewiesen, dass Wyoming genau die richtige Gegend ist, um ihren psychologisch ausgefeilten, atmosphärisch dichten und erzählerisch raffinierten Geschichten den angemessenen Background zu verleihen. In Hinterland ist ihr dies sogar noch ein bisschen besser gelungen. In den Geschichten über Farmer, die sich, von allem und jedem verlassen, plötzlich auf der Seite ihrer Gegner wiederfinden, über New Yorker Ehepaare, die ob der neuen Erfahrungen ihre gegenseitige Entfremdung entdecken oder über einen ? erfolglosen Glückssucher? , der die Gefahren und Freuden des Lebens in einem Trailerpark kennen lernt, ist Proulx ganz in ihrem Element. Große, episch weite Literatur. Wie die Landschaft eben, in der sie spielt. -Stefan Kellerer

In ihrem preisgekrönten ersten Roman erzählt Annie Proulx, deren Bestseller " Schiffsmeldungen" großes Aufsehen erregt hat, mit meisterhaft lakonischer Sprache und poetischer Kraft vom Leben einer Farmerfamilie in Vermont. Realistisch und anschaulich schildert sie den harten Kampf der Bloods um ihr Land und ihr Auskommen und begleitet den Ältesten, als der die Farm verlassen muss und vierzig Jahre lang kreuz und quer durch Amerika streift, auf seiner einsamen, abenteuerlichen Odyssee.
" Dieses Buch zu lesen ist so, als würde man von einem Hurrikan mitgerissen. "
Larry Brown
" Proulx besitzt eine reiche, sinnliche Sprache; sie trifft die Stimmen bodenständiger, vom Schicksal geschlagener Männer und Frauen perfekt und dokumentiert eine ganze Epoche. "
Publishers Weekly
" Dieser bewegende erste Roman enthält lauter herzzerreißende Geschichten. "
Library Journal

Das " Panhandle", das Grenzgebiet zwischen Oklahoma und Texas, ist keine besonders anziehende Region. Das trockene, kaum fruchtbare, spärlich bewachsene Grasland taugt gerade einmal für eine mühevolle Rinderzucht. Es wundert wenig, dass dies der allerletzte Flecken des Wilden Westens war, auf dem sich seinerzeit Siedler niederließen, und es wundert noch weniger, dass die Menschen, die heute dort leben und auf riesigen Ranches hart für ihren Broterwerb arbeiten, ein ganz besonderes Verhältnis zu ihrem Land haben und, nun ja, auf eine ganz spezielle Art etwas kauzig sind.
In diese gottverlassene Gegend, in der schon die Polizei angerufen wird, wenn ein Auto mit dem Nummernschild eines fremden Bundesstaates, ein Jogger oder ein Mensch mit dunkler Hautfarbe gesichtet werden, verschlägt es einen jungen Mann mit dem schönen Namen Bob Dollar. Bob stammt aus Denver und ließ sich bislang mehr oder weniger willen- und ideenlos durch sein Leben treiben. Sein aktueller Job nun bringt ihn hierher: Er soll im Auftrag eines Schweinemastkonzerns inkognito im Panhandle Land aufkaufen. Er beginnt sich umzuhören und lernt dieses Land und seine eigenwilligen Bewohner zu begreifen - und ihm wird klar, dass die großen Schweinefarmen, von denen er ja eine vertritt, am gegenwärtigen Niedergang dieser Region nicht unschuldig sind.
Dieser große Roman von Annie Proulx, der preisgekrönten Autorin von Schiffsmeldungen und Das grüne Akkordeon, ist ein modernes Märchen, dessen Plot sehr an den herrlichen englischen Film Local Hero erinnert. Das Buch führt uns mitten hinein in die archaische Welt der amerikanischen Prärie, die wir so kaum kennen und in der Internet, Mikrowellenherde und Mobiltelefone zwar existieren, aber wie Fremdkörper aus zukünftigen Welten wirken. Die eigentliche Geschichte, die Proulx erzählt, ist dabei fast zweitrangig; viel fesselnder, begeisternder und im Grunde auch interessanter sind ihre Schilderungen von Nebenfiguren, Familiengeschichten und Randanekdoten, die für die Handlung kaum von Bedeutung sind, aber die eigentliche Essenz des Buches ausmachen. Diese scharfsinnigen und fein-ironischen Abschweifungen fügen sich zu einem außergewöhnlichen Mosaik des amerikanischen Herzlands der Gegenwart und machen Mitten in Amerika zu einem ganz großen Wurf. -Christoph Nettersheim