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Hans Blumenberg

" Die Texte dieses Buches sind in fast drei Jahrzehnten entstanden, als leise Ausbildung einer Umkreisung des Begriffs von Theorie aus der instrumentellen Ohnmacht und dem Schwund des Spektakulären heraus: Wie befand man sich in dieser Welt von Welten und zu ihr? Was blieb den Daheimgebliebenen der Astronautik? Sicher nicht nur, Glossen zu machen, aber doch auch als heitere Kompensation dafür, daß dieses Daheim nicht gemütlicher werden wollte. Auf Gemütlichkeit ist es dennoch gelegentlich und öfter abgesehen: noch war nicht die Anmaßung aufgekommen, der Mensch würde sich aus der Episode seiner Existenz zum Schöpfungsbewahrer aufschwingen - doch war er nicht schon irgendwann mal der Hirt des Seins genannt worden? Zwischen pastoraler Idylle, schutzgewährendem Pathos und blanker Zurüstung des präzisen Wissens behauptet oder verliert sich die Position dieser schwankenden Gestalt der Astronoetik, die niemals ein Lehrbuch oder einen Hörsaal füllen wird, aber unter dem Schirm des Für und Wider zu irgendeiner Metaphysik Wetterschutz genug finden mag für solche, die Heiterkeit des Gemüts nicht verachten. Unser Zuwachs an Wissen und Können hat unser Denken nur unverhältnismäßig wenig beeinflußt: Das gilt nicht nur für die Technikfolgenabwägung, es gilt auch für die Wissenseinschätzung, die es mit Harmloserem zu tun zu haben scheint. Aber auch zu tun hat? " Diese Selbstanzeige Hans Blumenbergs findet sich in der Glosse " Was ist Astronoetik? ". Ein Katalysator für seine astronoetischen Glossen war die Erfahrung des sogenannten Sputnikschocks. Die Astronoetik war die ironische Antwort auf die allseits gestellte Frage: " Und was haben wir Vergleichbares? "

In diesem Buch geht es um die Faktoren der Verschärfung des Konflikts, der sich als Öffnung der Zeitschere ergibt. Der Lebensanteil an der Welterfahrbarkeit schrumpft trotz der Mechanismen zum Zeitgewinn, zum Aufholen der Erlebnisrückstände, die jeden einzelnen betreffen - und sei es als Anteil an jenen Lebensmittekrisen, die mit dem Bewußtsein verbunden sind, daß ein Leben - wie es jeder nur als das eine hat - zum Erleben dessen nicht ausreicht, was Welt genannt wird.