Malcolm Gladwell, Ausgabe vom 1. Oktober 2002, Verkaufsrang 7745
Tipping Point Wie kleine Dinge - Malcolm Gladwell unter
< I>tipping point dürfte vermutlich jeden Leser begeistern. Schwer zu rezensieren ist das Buch, weil den deutschen Rezensenten die Frage umtreibt, für wen Gladwell eigentlich geschrieben hat: Für Seuchenmediziner oder für Soziologen? Meint er die Werbestrategen oder die höhere Polizeiführung, die Psychologen oder die Historiker? Alle genannten Professionen werden beim Zuklappen des Bandes klüger sein als vorher und Gladwell lobpreisen. Nachdenken über < I>tipping points ist für alle wichtig, die das Verhalten großer Menschenmassen in irgendeiner Weise vorhersehen (oder als Historiker im Nachhinein erklären) müssen. < I> Tipping point? Gemeint ist jener Punkt, den Marxisten einst gut hegelianisch als "qualitativen Umschlag" zu bezeichnen pflegten: Das Wasser wird heißer und immer heißer ( Quantität!), bis es an einem bestimmten Punkt kochend in einen anderen Aggregatzustand ( Qualität!) "umschlägt". Winzige Veränderungen sind es, die eine Ware zur Mode werden lassen, ein U-Bahnsystem vom Verbrechenshort zum sicheren Verkehrsmittel. Der Volksmund weiß: " Kleine Ursachen, große Wirkungen!". Diesen Faktoren in allen Bereichen der Gesellschaft gilt das ganze Interesse des Autors. Er untersucht die Rolle der beteiligten Personen " Das Gesetz der wenigen" (die Identifizierung von " Vermittlern", " Kennern" und " Verkäufern" lohnte allein schon die Lektüre des Buches), analysiert den " Verankerungsfaktor" (anhand der < I> Sesamstraße!), die " Macht der Umstände" (nicht ganz glücklich formuliert) und die " Drei Regeln von Epidemien". Ein Buch wie dieses würde in Deutschland nicht geschrieben werden; - falls doch, fände sich kein Verleger. Wir lieben nun mal die Grenzen. Zwischen Ländern, zwischen Wissenschaftsdisziplinen, zwischen Berufen: Eigener Pavillon für jeden, selbst für Monaco. Die Amis sind nicht zur Expo erschienen. < I>-Michael Winteroll
Malcolm Gladwell, Ausgabe vom Juli 2010, Broschiert, Verkaufsrang 8200
Blink! Macht des Moments - Malcolm Gladwell unter
Blink! nennt Malcolm Gladwell die Intuition der ersten zwei Sekunden. Sie kann uns mehr über eine Sache verraten, als wir mit monatelangen Studien herausfinden können. Denn sie bietet Zugang zu dem Teil unseres Gehirns, der schnelle und einfache Schlüsse zieht. Dieses adaptive Unbewusste können wir uns "als eine Art Supercomputer vorstellen, der schnell und leise all die Unmengen von Daten verarbeitet, die auf uns einströmen und die wir zum Überleben benötigen". Er analysiert unendlich viel schneller unsere Umwelt, kombiniert Erfahrungen und Wahrnehmungen, als unser bewusstes Denken es je vermögen würde. Das adaptive Unbewusste versteht es hervorragend, die Umwelt einzuschätzen, Menschen vor Gefahren zu warnen, Ziele zu setzen und Handlungen in intelligenter und effizienter Weise einzuleiten. Doch unsere Kultur hat uns die Überzeugung in die Köpfe gepresst, nur überlegte, bewusste Urteile, die auf möglichst vielen Informationen basieren, vertrauen zu dürfen: Erst denken, dann handeln. Eile mit Weile. Der Schein trügt. Falsch, sagt Malcolm Gladwell. Derlei Phrasen sind ebenso abgedroschen wie unzutreffend und irreführend. Wir müssen lernen, wieder unserem adaptivem Unbewussten zu vertrauen. Denn es führt uns weitaus zuverlässiger in die richtige Richtung als unser aufklärerisch durchdrungener Rationalismus. Malcolm Gladwall seziert für uns die Funktionsmechanismen des adaptiven Unbewussten. Mit einer Fülle von Beispielen aus der Psychologie, mit Dutzenden Geschichten von Studien, die der Macht der Intuition auf die Spur kommen wollen, breitet der Redakteur des New Yorker für uns den Teppich aus, über den wir nur langsam schreiten müssen, um den Wert der Blink-Momente zu begreifen und wieder für unser Leben zu entdecken. Ein Buch voller Aha-Effekte. Wer dieses Buch gelesen, nein genussvoll heruntergeschmökert hat, wird sehr viel bewusster durchs Leben gehen und aufmerksamer der Macht der Intuition und ihrer Fehltritte lauschen. Entgegen den Versprechungen des Verlagstextes jedoch liefert der Autor des Bestsellers The Tipping Point mit diesem zuweilen etwas redundanten Werk keinen Ratgeber. Das Handwerkszeug, um die Blinks im Alltag besser nutzen zu können, wird sich der Leser selbst erarbeiten müssen. Aber es ist Gladwells Verdienst, auf wunderbar unterhaltsame Weise den Blick geschärft zu haben. -Anja Dilk
Taschenbuch:
Überflieger: Warum manche Menschen erfolgreich sind - und andere nicht
Autor:
Malcolm Gladwell, Ausgabe vom 12. Januar 2009, Verkaufsrang 31418
Überflieger Warum manche Menschen erfolgreich - Malcolm Gladwell unter
Ein Ausreißer ist nicht nur eine Person, die von irgendwo davongelaufen ist, sondern auch ein Radrennfahrer, der dem Hauptfeld enteilt ist oder eine statistisch ungewöhnliche Abweichung von einem bestimmten Mittelwert. Diese Mehrdeutigkeit ist wahrscheinlich der Grund, warum sich der deutsche Verlag entschlossen hat Malcolm Gladwells Buch Outlier mit Überflieger statt Ausreißer zu betiteln. Leider führt das in die Irre, denn als "Überflieger" werden Menschen bezeichnet, die aufgrund überdurchschnittlicher Intelligenz oder außergewöhnlicher Begabung alles mit Links schaffen. Aber darum geht es in Gladwells Buch gerade nicht. Im Gegenteil! Der Wissenschaftsjournalist des amerikanischen Intelligenzblatts New Yorker, der sich auf die Demontage gängiger Vorurteile und die Aufklärung ungewöhnlicher Alltagsphänomene spezialisiert hat, will vielmehr den Nachweis antreten, dass den allermeisten Genies, Ausnahmekünstlern oder Milliardenunternehmern der Erfolg alles andere als in die Wiege gelegt wurde. Selbst scheinbaren Überfliegern wie Mozart sei es nicht erspart geblieben, zuerst einmal mindestens 10. 000 Stunden harter Arbeit zu investieren, um als ernst zu nehmender Komponist zu reüssieren. Persönlichkeit, I Q, Talent und Fleiß sind längst nicht alles, ohne die Gnade der rechtzeitigen Geburt, eines förderlichen Herkunftsmilieus oder glücklicher Umstände aber alles nichts. Sicherlich kann man bezweifeln, dass allein der frühe Umgang mit Rechenmaschinen den Aufstieg Bill Gates zum reichsten Mann der Welt vorzeichnete, um nur ein Beispiel herauszugreifen. Dazu bedurfte es mindestens ebenso sehr die Fähigkeit zu ungewöhnlichen Visionen, einen ausgeprägten Geschäftssinn, familiäres " Vitamin B" und nicht zuletzt die nötige Ellbogenmentalität. An den Pauschalisierungen kann man erkennen, dass es sich bei Gladwells "verblüffender neuer Geschichte des Erfolgs" unterm Strich hauptsächlich um wissenschaftlich unhaltbares, weil unbewiesenes Fabulieren handelt. ? Franz Klotz
Hörbuch:
Blink! 2 CD's: Die Macht des Moments
Autor:
Malcolm Gladwell, Ausgabe vom März 2006, Audio CD, Verkaufsrang 264862