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Konstantin Wecker

Der kleine Neuner ist von zu Hause abgehauen. Er hatte keine große Wahl: Die Mutter wurde von Neuners gewalttätigem Stiefvater krankenhausreif geprügelt und zu dem will er unter keinen Umständen zurück. Allein und ziellos streift der Junge durch die Straßen der Stadt und freundet sich mit dem Stadtstreicher Kosmos an. Neuner erzählt ihm von seinem großen Traum: Er will einmal im Leben das Meer sehen. Doch dazu fehlt ihm natürlich das nötige Geld. Kosmos verspricht, seinem kleinen Freund zu helfen. Um die Reise antreten zu können, verkauft Neuner letztlich den wertvollsten Schatz, nämlich seinen persönlichen Schutzengel. Aber schon bald stellt sich heraus, dass er ohne ihn ziemlich aufgeschmissen ist und alles nur noch schief läuft. Kosmos ist mit dem Geld über alle Berge und lässt Neuner im Stich. Für den Kleinen bricht eine Welt zusammen, sein Lebenstraum scheint geplatzt. Wird Kosmos seinen Freund wirklich hängen lassen?
Julia Richter präsentiert ihren kleinen Lesern eine rührende Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Die Handlung schwankt zwischen Realität und Märchen, zwischen Hoffnung und Ernüchterung. Es kommen Themen zur Sprache, die kaum vielfältiger sein könnten: zerrüttete Familienverhältnisse, Gewalt in der Familie, soziale Randgruppen, Kinderängste und Kinderträume, Glauben, Freundschaft und Verantwortung. All diese Aspekte sind gewiss von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Die Frage ist, ob allein aus diesem Grund schon 8- bis 10-Jährige mit derart komplexen Themen konfrontiert werden müssen. Sicher nicht - und von daher erscheint eine Anhebung des empfohlenen Lesealters auf zwölf Jahre wünschenswert. Es wäre nämlich wirklich schade, wenn dieses eindrucksvolle und lehrreiche Kinderbuch nicht die geeigneten Leser erreicht. -Christoph Reudenbach